Baby Gedanken

Baby Kolumne | Das schlimme Wort „Hygieneerziehung“!

Ungläubigkeit, Kopfschütteln, Erstaunen, vielleicht sogar manchmal Neid, aber am allerschlimmsten Vorwürfe. Das alles kommt mir gefühlt entgegen, wenn ich stolz sage, Felix macht sein großes Geschäft ausschließlich ins Töpfchen. Bin ich eine schlechte Mama, weil ich mein Kind nicht unkontrolliert in die Windel machen lasse, sondern mir die zusätzliche Arbeit aufbürde, es zu beobachten und zu versuche seine Bedürfnisse richtig zu deuten? In Zeiten in denen viele Kindergärtnerinnen beklagen, dass die Zahl von Wickelkindern in den letzten Jahren wieder stätig zunimmt, anscheinend schon.

Wer möchte bei diesen Temperaturen schon wattiertes Plastik gefüllt mit Chemie am Po kleben haben?!

Sommer 2015. Es ist warm, sehr warm, die 35°C Marke wird seit ein paar Tagen mehrfach geknackt. Für meine Verhältnisse zu warm und auch der Kleine leidet. Bei dem Wetter hilft nur eins, alle Klamotten runter, damit der Schweiß ungezügelt fließen kann. Alle Klamotten und im Fall des Babys bitte auch die Windel! Wer möchte bei diesen Temperaturen schon wattiertes Plastik gefüllt mit Chemie am Po kleben haben?! Niemand! Ergo, es läuft ab und an nicht nur der Schweiß… gut damit muss man leben können. Oder man schafft sich eben Abhilfe, indem man sich einen guten Spürsinn, Adleraugen, ein Töpfchen und auch ein wenig Enthusiasmus zulegt.Shit HappensGesagt getan, mehr aus Interesse gepaart mit ein wenig Verrücktheit machten wir also einen Ausflug zum nahegelegen und vor allem gut klimatisierten Babyfachgeschäft, in welchem wir uns unter viel Gelächter aller beteiligten, ausgiebig der Töpfchensitzprobe widmeten. Wie enorm ist Bitte die Auswahl in dieser Produktsparte?! Von Bobbycar Töpfchen mit Hupen bis hin zu selbst so ausgefallenen Modelle wie Sitztöpfchen, die bei erfolgreich absolviertem Geschäft schrill blechern „Lambada“ zur Belohnung trällern, gibt es alles. Wir entscheiden uns letztendlich für ein „stink“ langweiliges Modell, auf dem der kleine Mann am besten sitzt und sich sichtlich wohlzufühlen scheint.

Zu Hause angekommen setzten wir uns beide spaßeshalber gemeinsam auf die Toilette. Ich als Vorbild auf die gute alte Keramik, der kleine Herr auf sein neu erworbenes Plastik Töpfchen. Und da passierte es! Fassungslosigkeit gepaart mit Staunen und natürlich auch etwas Stolz machten sich breit, es spielte zwar nicht der Lambada, aber es war eindeutig zu erkennen, dass der kleine Mann das tat, was man eben auf dem Örtchen bekannterweise macht. Auf die erste Ungläubigkeit folgte Jubel und Applaus, ein sicherlich groteskes Bild, wie wir da im Bad standen, beziehungsweise saßen und mit heruntergelassenen Hosen applaudierten und johlten.

Seit diesem Tag macht Felix ins Töpfchen. Anfangs dachten wir an Zufälle, aber so oft können das keine Zufälle sein, er wusste haargenau, was man im Bad zu machen hat, und wenn es auch nur Nachahmung ist, so wie es der Kinderarzt interpretiert, was soll´s! Würde Felix sich mit dieser Variante nicht wohlfühlen, würde er es mir wohl auch kaum zu verstehen geben, wenn er etwas zu erledigen hat.

Und da die kindlichen Ausscheidungen im Kreise junger Eltern immer wieder ein erstaunlich beliebtes Thema sind, erzählt man, wenn das Thema aufkommt, natürlich auch vom familiären Töpfchenerfolg. Ergo – mir passiert seitdem das, was ich eingangs aufgeführt habe: Ungläubigkeit, Kopfschütteln, Erstaunen, vielleicht sogar manchmal Neid, aber am allerschlimmsten Vorwürfe. Wie ich meinem Säugling, der seinen Schließmuskel ja wohl alleine aus entwicklungstechnischer Sicht noch gar nicht in der Lage zu kontrollieren ist, dies sei frühestens mit 2,5 Jahren der Fall, diese noch völlig unzumutbare Hygieneerziehung zumuten kann?! Hygieneerziehung – ein schreckliches Wort. Für mich ist das keine Hygiene Erziehung, für mich ist das ganz normales zusammenleben.

Ja, ich beobachte mein Kind sehr genau und sehe zumindest beim großen Geschäft meist, wann es Zeit wird, den Thron zu besteigen. Er sendet Signale, ich reagiere, was immer ein paar Minuten dauert, gerade jetzt, wo wieder mehrere Lagen Kleidung getragen werden. Endlich auf dem Topf angekommen wird dann „der Akt“ vollzogen. Nicht vorhandene Schließmuskelkontrolle?! Das lass´ ich jetzt hier einfach mal so stehen…

11917883_888721947842621_959500558_nSelbstverständlich trägt Felix noch Windeln. Ich werde einen Teufel tun und das Wort „Trocken“, was mir in Verbindung mit den Klogeschäften allzu oft in den Mund gelegt wird, zu verwenden. Felix ist nicht trocken, er macht nur eben sein Geschäft (wenn erwachsene Bezugspersonen seine Signale erkennen und richtig deuten) lieber ins Töpfchen. Und auch das passiert nicht immer. Da passt man mal nicht auf, ist abgelenkt oder das Kind gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, dann geht auch mal was in die Windel und auch das ist völlig in Ordnung! Dennoch kann ich sagen, dass in der Regel das kleine Plastiktöpfchen von ihm bei Weitem bevorzugt wird.

Ich denke nicht, dass ich eine schlechte Mama bin, weil ich mein Kind aufs Töpfchen setze. Ganz im Gegenteil, ich bin eine stolze Mama!

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19 Kommentare

  • Reply
    Aysha
    1. Januar 2016 at 22:01

    Ich finde das super! Warum sich andere darüber aufregen könnte ich mir nur mit Neid erklären. Denn auch wenn ich noch keine Kinder habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass es Spaß macht, das große Geschäft zu entsorgen. Wie sehen deine Signale denn aus, bzw. gibt es noch mehr als das von dir beschriebene quengeln?

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    shalely
    1. Januar 2016 at 22:12

    Wenn das Kind es freiwillig macht, ist doch alles super und in Ordnung. Ich glaube, da spricht vor allem der Neid, wenn dich andere als schlechte Mama bezeichnen.

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    Pephe
    1. Januar 2016 at 22:15

    Liebe Kat, ich war mit ein bisschen über einem Jahr auch auf dem Töpfchen und um es mal plump auszudrücken „puller auch nicht ein“ jetzt im Erwachsenenalter, genauso wenig sitz ich wippend in der Ecke, weil es mir geschadet hat. Ich denke, dass uns Kinder sehr deutlich zeigen, was sie wollen und was nicht, also kann man da mit ein bisschen Emphatie eigentlich nichts falsch machen! Was vermutlich sowieso immer untergeht ist die Tatsache, dass ich persönlich es schön finde, wie sehr du dich mit deinem Kind beschäftigst nicht nur auf „Spielbasis“ sondern auch auf kognitiver Basis 🙂 Also lass dich nicht verunsichern oder verärgern, ich hab mir das für mein erstes Kind dann auch vorgenommen, auch wenn ich noch nicht weiß ob das nicht manchmal leichter gesagt als getan ist 😀 Liebe Grüße und danke für deine schönen Beiträge! Pephe von Weil Mimi nicht bloggen kann

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    Glossy
    1. Januar 2016 at 22:16

    Ich hab keine Kinder und auch nicht wirklich Ahnung von sowas, aber ich finde es echt lobeneswert wenn Eltern so hinterher sind und wenn er das jetzt schon so mit macht, sei es auch nur aus Nacharmung, na und? Gibt’s gar nichts dran zu beantstanden! Solche Leute haben einfach keine Hobbys oder ein Geltungsbedürfnis das sie sich so aufspielen müssen. Schließlich sagst du ja nicht das Er ausschließlich ins Töpfchen machen muss und jetzt schon das aufhalten lernen soll… Ich sehe es einfach so das er es halt jetzt schon beiläufig lernt, daran ist doch absolut nichts verkehrt.

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    Anja Däppen
    1. Januar 2016 at 22:16

    Ich finde, es ist ein toller Erfolg! Leider muss man beim Thema Kindererziehung noch öfters mit ungewollter Einmischung kämpfen. Schliesslich glaubt jeder, dass er ein Experte ist und sein Weg der einzig richtige. Macht was ihr für richtig haltet, denn für eure Familie wird das schon stimmen 🙂 Bei einer Freundin von mir wurde das erste Kind auf dem üblichen Weg trocken, das zweite trägt nun Zuhause gar keine Windeln mehr und zeigt an, wann es auf die Toilette muss… und das mit noch nicht 1.5 Jahren. Klar geht's manchmal schief, aber ich denke, kleine Kinder sind oft zu viel mehr fähig als wir ihnen zutrauen. von Anj

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      Anja Däppen
      1. Januar 2016 at 22:17

      Ich hab noch kurz mit meiner Mama darüber gesprochen und sie meinte auch, dass die Windeln heute zu“bequem“ sind, dass es die Kinder oft gar nicht stört, wenn sie noch in die Hose machen. Bei uns hat sie Stoffwindeln verwendet und die sind schon wesentlich unbequemer und wenn sie nass sind, sogar unangenehm. Da möchte jedes Kind so bald wie möglich trocken sein 😉 Ich habe bei meinem Sohn übrigens ein bisschen Schiss gehabt, dass er eventuell nicht vor der Spielgruppe (mit 3 Jahren) nicht trocken sein wird. Aber von einem Tag auf den anderen hat es plötzlich funktioniert, ohne dass ich irgendwie einen Anstoss gegeben habe. Zur Sicherheit habe ich ihm aber in der Nacht noch eine Windel angezogen. Das wollte er nach einer Woche nicht mehr und er hat jetzt in fast drei Jahren noch nie ins Bett gemacht… Meine Bauchweh war also völlig umsonst. Er ist von ganz alleine und viel früher als ich es „gebraucht“ hätte, trocken geworden 🙂

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      Shades of Nature
      1. Januar 2016 at 22:19

      Genau das denke ich nämlich auch, die Kleinen haben so früh schon einiges drauf was man ihnen gar nicht zutraut. Und außerdem denke ich mir, wie funktioniert das mit der „Hygieneerziehung“ in Ländern, in denen die Kinder keine (Wegwerf) Windeln tragen? Da wird die Mama doch auch nicht ständig angepinkelt 😉

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    Missys Wahnsinn
    1. Januar 2016 at 22:17

    Ich finde es toll!!! Ich bin auch ein kleines bisschen neidisch – muss ich zugeben…. Mein Großer hat lange gebraucht, bis er das große Geschäft nicht mehr in die Windel machte… Er war schon tagsüber trocken – auch eigenem Antrieb – aber für das große Geschäft verlangte er nach der Windel. Und war dabei bedeutend älter als Felix. Aber, auch er ist ganz normal, altersgerecht sauber geworden. Ich bin überzeugt davon, das jedes Kind seine eigene Zeit für diverse Dinge hat. Lass Dich nicht stressen – weiter so! LG Anke

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    Julia
    1. Januar 2016 at 22:18

    Ich finde das richtig toll! Meine Kleine haben wir mit 14 Monaten im heißen Sommer diesen Jahres aufs Töpfchen gesetzt, mehr aus Spaß und Neugierde als aus ernsthaftem Interesse unsererseits. Und sie da, seit dem wird ebenfalls das große Geschäft am liebsten ins Töpfchen gemacht! Oft wird beim ins Bett gehen sogar gejammert weil sie noch einmal ihr Geschäft außerhalb der Windel erledigen möchte. Laut Krippe verstehen sowas die Kinder erst ab 2 Jahren, deshalb setzen sie sie auch dort nicht aufs Töpfchen…naja, mein Kind scheint es schon zu verstehen;-) sie sitzt immer freiwillig dort und nie mit zwang, sie möchte es einfach!

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    Rea
    1. Januar 2016 at 22:18

    Worüber sich manche Eltern aufregen, meine Güte… da kann ich nur hoffen, nie zu so einem Wesen zu werden, das anderen Eltern vorschreibt, wie sie den Alltag zu leben haben. Ist doch schön, dass Felix schon erkannt hat, worum’s auf der Kloschlüssel geht! Und noch schöner, wenn er’s dort auch lieber macht – das erleichtert doch den tatsächlichen Übergang erheblich. An der Stelle muss ich sagen: bei mir hat’s nämlich ewig gedauert, bis ich „trocken“ war – mir waren nasse Hosen völlig egal. 😀 Entsprechend stressig war die „Hygieneerziehung“ für meine Eltern. Wieso nur gönnen manche es anderen Menschen nicht stressfrei?

  • Reply
    Lia
    1. Januar 2016 at 22:20

    Ich finde es so erstaunlich wie leicht und scheinbar intuitiv ihr beiden das hinbekommen habt. Chapeau! Ich glaube das Problem mit den anderen Eltern ist der ständige Druck, dass das eigene Kind doch bitte genau so schnell in seiner Entwicklung sein soll wie alle seine Gleichaltrigen. Wenn dein kleiner Mann nun schon so früh aufs Töpfchen geht, dann bedeutet das, dass alle Kinder die später dran sind, zu spät dran sind. Und wenn alle anderen keine Anstalten machen, dann muss bei dir etwas nicht mit Rechten Dingen zugegangen sein…. Ist doch ganz logisch 😉 Hör du nur auf deinen Instinkt, der trügt uns selten! Viele liebe Grüße, Lia

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    OktoberKind
    1. Januar 2016 at 22:20

    Was soll denn daran schlecht sein?! Früher waren die Kinder auch mit einem Jahr trocken, ganz einfach, weil die dreckigen Stoffwindeln eklig auf der Haut waren und die Kinder selbst, wenn sie noch nicht sprechen konnten, zeigen konnten, dass sie mal müssen und hinterher nicht das nasse Ding am Po kleben haben wollten, und die Mütter natürlich auch keinen Bock hatte, ewig diese Dinger auszukochen und das Kind eher auf den Topf gesetzt haben. Ich finde es eher schlimm, wenn sich ein Kind mit den Eltern schon unterhalten kann, während die Windel gewechselt wird, weil es noch mit drei Jahren gewickelt wird. Es ist doch toll, dass Felix dir Signale sendet und er diesen wichtigen Schritt schon ganz selbstverständlich macht, und ihr zwingt ihn doch nicht! Wie man sich darüber aufregen kann, ist mir echt ein Rätsel…. LG, OktoberKind 🙂

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      Shades of Nature
      1. Januar 2016 at 22:23

      Da hast Du recht und auch in meiner Generation war es doch so, dass man erst in den Kindergarten durfte, wenn man mehr oder weniger Trocken war. Ganz klar wird Felix zu nichts gezwungen, wenn ich aber mitbekomme dass er quengelt und quengelt, als ich bei einer Freundin zu Besuch war, und erst dann zufrieden war, als ich ihn das allererstemal in seinem Leben über einer großen Toilette abgehalten habe, da war mir eigentlich alles klar ;D

  • Reply
    Beauty-Redakteurin
    1. Januar 2016 at 22:21

    Ein sehr interessanter Artikel! Auch wenn ich noch keine Kinder habe, konnte ich mich beim lesen sehr in die Situation versetzen. Ich selbst bin mit knapp einem Jahr aufs Töpfchen gegangen und habe nicht den Eindruck, dass mir das in irgendeiner Weise geschadet hat. Mein Schließmuskel funktioniert hervorragend und traumatisiert bin ich auch nicht. Warum auch? Ich denke Mütter haben einen Instinkt für ihr eigenes Kind, wie kein anderer. Und wenn der Kleine sich wohlfühlt auf dem Töpfchen, dann ist das doch wunderbar und keinsfalls etwas, wofür man sich Vorwürfe machen lassen sollte. Ich finde du hast alles Grund eine stolze Mama zu sein!

    • Reply
      Shades of Nature
      1. Januar 2016 at 22:24

      Schön das du, ebenso wie ich, keine bleibenden Schäden sowohl physisch als auch psychisch davon getragen hast 😀

  • Reply
    annaicetea
    1. Januar 2016 at 22:22

    ich weiß gar nicht, warum da Kritik kommt – das ist doch großartig?! Überraschte Verwirrung und vielleicht auch etwas Neid, von mir aus, aber da gibt es nichts vorzuwerfen. Wenn der Kleine eben lieber auf’s Töpfchen geht und in seinem Alter bereits so weit ist, gibt es doch nichts einzuwenden? lieber so, als andersherum. Ganz großes Lob und Respekt für diese großartige Leistung! 🙂

    • Reply
      Shades of Nature
      1. Januar 2016 at 22:22

      Danke für Deinen lieben Worte!

  • Reply
    berit
    3. Januar 2016 at 19:25

    Da fuq… die Leute haben echt Probleme. Manche Entwicklungen geschehen früher, andere später, das is doch völlig wumpe. Es is ja nich so, dass du deinen Kleinen aufs Töpfchen gekettet hast. Also wirklich. *Kopf schüttel*

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    Katta
    4. Januar 2016 at 16:00

    Dein Blog ist echt super. 🙂

    Allerliebste Grüße,
    HOLYKATTA

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