Baby Familie Gedanken

Kolumne | Es ist nicht immer gleich alles wunderschön…

Breastfeeding Stillen Probleme
Wenn man als Mutter beim Stillen versagt.

Muttergefühle im Überschwang nach der Geburt, direkt innige Zweisamkeit beim Stillen, die ersten Stunden ausschließlich vor Liebe und Glückseligkeit genießen. Das ist nicht immer so und umso mehr ich mich mit anderen Müttern über die ersten Wochen nach der Geburt austausche, umso öfter bemerke ich, dass ich nicht alleine mit einem eher etwas holprigen Start ins Mama-sein da stehe. Und darüber sollte man reden, das ist kein Thema was totgeschwiegen werden muss, denn in den ersten Stunde, Tagen, gar Woche denkt man sich nur allzu oft, ist das normal was ich empfinde, bin ich etwa keine gute Mama, warum fallen mir viele Dinge so schwer und warum bin ich nicht dauerhaft am grinsen und vollkommen überschwänglich vor Glück?

Was der weibliche Körper in einer Schwangerschaft leistet, ist unglaublich, nahezu ein Wunder.

Und nicht nur die sichtlichen körperlichen Veränderungen gehen mit einer Schwangerschaft einher, nein auch seelisch und vor allem hormonell verändert sich nahezu Alles. Man meint immer man hat ja neun Monate Zeit sich auf das vorzubereiten, was da komme mag, man informiert sich und denkt gut gewappnet zu sein. Im Kopf entwickelt sich ein Bild von dem, wie man sich eine Geburt und die ersten gemeinsamen Tage mit seinem Kind vorstellt. Da ist die vielleicht anstrengende aber komplikationslose Geburt, ein selbstverständlich gesundes und fittes Baby und natürlich die frischgebackene Mama, die sofort in ihrer neuen Mutterrolle intuitiv handeln wird.

Auch wenn die Geburt eines Kindes die vielleicht schönste Veränderung im Leben ist –  es ist auch die einschneidendste!

Eines stimmt und kann ich so nur bestätigen, sobald man sein  Baby das erste Mal sieht oder hört, war für mich da sofort diese unglaubliche Bindung. Das ist mein Kind, ich will es beschützen, ich will ihm alles geben was es braucht! Aber wie? Wie soll ich das jetzt machen. Im Film sieht das immer so einfach aus, Kind auf der Welt, Mutterbrust bereit und schon nuckelt das Kleine friedselig.

Das Stillen muss gelernt sein, Stillen ist nicht einfach. Zumindest war es das für mich nicht.

Mein Baby zu stillen war mir der größte Wunsch, ich empfand es als selbstverständlich, dass wenn mein Körper mir Nahrung für mein Baby zur Verfügung stellt, ich es auch auf diese weiße ernähren will. Doch kaum liegt das Würmchen neben einem, erscheint das Verhältnis von Milchbar zu Kind unpassend und auch das Kind – welches sich ja in den vergangene Monaten überhaupt nicht über die selbständige orale Nahrungsaufnahme kümmern musste – steht gefühlt vor einem Rätsel. Was soll ich da bitte tun und wie. Krankenschwestern kommen und Krankenschwestern gehen, jede sagt dir „Legen Sie ihr Kind an die Brust an!“. Das Kind anlegen? Wie? So selbstverständlich ist das Stillen auf einmal nicht mehr. Hinzu kommt, dass – ich spreche jetzt wieder von meinem ganz persönlichen Fall – ich mich aufgrund von Komplikationen nahezu nicht bewegen konnte, geschweige denn aufsetzten. So vergehen die ersten erschöpften Tage und man bekommt es vielleicht einfach nicht hin, dieses selbstverständliche Stillen. Weitere Krankenschwestern kommen und gehen, irgendwann nimmt gefühlt jeder Fremde die Mutterbrust in die Hand um dem Kind Milch zuzuführen – das ist jetzt das Wichtigste. Das ist Deine Aufgabe als Mama. Und man kommt sich vor wie der größte Idiot, wenn es nicht klappt.

Dann, der ominöse dritte Tag nach der Geburt. Auch hier verabschieden sich in Filmen die meisten Mütter mit beschwingten Gang, glückselig mit ihren Baby auf dem Arm aus dem Krankenhaus – dieses Bild hat sich in die meisten Köpfe eingebrannt. Das einzige was am dritten Tag jedoch beschwingt auszieht, sind die Schwangerschaftshormone und der Babyblues klopft an.

Ich kann das nichts, es wird nichts, wie soll das funktionieren – ich bin eine schlechte Mutter!

So verschwimmen die Tage, die Uhr hat keine Bedeutung mehr, man lebt einzig im Drei-Stunden-Still-Takt. Man versucht es mit allen Mitteln, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hat, Stillhütchen, elektronische 2-Phasen-Milchpumpen und nach wochenlangem Stillkampf, geht dann vielleicht irgendwann gar nichts mehr. Man ist ausgelaugt, weint nur beim Gedanken daran gleich wieder das Kind anlegen zu „müssen“, ist krank, geschüttelt vor Fieber und den Entzündungen in der Brust. Auch seelisch ist das kein Zustand, ich stand neben mir, kurz vor einer Depression, Beziehungsweise heute mit klarer Sicht auf das Vergangene, ich war zu diesem Zeitpunkt wohl schon mit einem Fuß in der Wochenbettdepression. Man ist am Ende und wird zur Kapitulation gezwungen. Der Körper sagt stopp, der Arzt sagt stopp und wenn ich ehrlich bin, mein Baby hatte auch schon längst stopp gesagt.

Ich habe versagt. Das war lange Zeit mein Gedanke im Bezug aufs Stillen, ich habe als Mama in den ersten Wochen versagt…

Aber das stimmt nicht! Ich habe alles gegeben, meinen Körper an Grenzen getrieben zu denen ich zuvor nie in der Lage gewesen wäre, ich habe gekämpft! Und nur weil ich nicht stillen kann, bin ich keine schlechte Mama. Rückblickend kann ich heute sagen, dass mit dem Ende des Stillstress unsere gemeinsame Zeit erst richtig begonnen hat. Das gemütlich Kennenlernen, die schöne innige Zeit der Zweisamkeit nur für uns beide, ohne den Druck des Stillens, der in den Tagen zuvor über allem lag.

Stillen ist nicht einfach und sicherlich bei Weitem nicht so romantisch wie in den Hollywood Blockbustern immer dargestellt.

Das Füttern mit der Brust muss man lernen, sowohl als Mama, sowie auch das Baby. Und auch wenn meine Erfahrung leider sehr negativ waren, würde ich es jeder Zeit wieder versuchen. Nur würde ich heute schon früher auf meinen Körper und meinen Mamainstinkt hören und nicht Stillen auf Teufel komm raus. Denn das hat uns etwas genommen – unsere ersten gemeinsamen Wochen.

Es ist nicht immer alles von Anfang an so einfach wie es einem die breite öffentliche Meinung weismachen will. Heute weiß ich das und heute weiß ich auch, dass ich nicht die einzige Mama mit diesen Startschwierigkeiten bin. Ich glaube mir hätte es damals sehr geholfen, wenn ich gewusst hätte, dass das Stillen nicht immer auf Anhieb und ganz selbstverständlich klappt, dass es auch schmerzhaft sein kann. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich wohl nicht wie eine Versagerin gefühlt.

Und genau deshalb, habe ich diesen Artikel geschrieben.

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19 Kommentare

  • Reply
    Karin | Kosmetik natürlich
    27. April 2016 at 7:18

    Danke für deine ehrlichen Worte.

    • Reply
      Kat
      28. April 2016 at 22:29

      Danke Dir für Dein Kommentar 😉

  • Reply
    Veni0708
    27. April 2016 at 7:41

    Oh ja… Ich denke, du schreibst hier vielen Frauen aus der Seele. Auch ich, und zwei meiner Freundinnen, haben ähnliche Erfahrungen gemacht beim Thema Stillen. Viele, viele Tränen vergossen, an sich selbst gezweifelt. Und nie wirklich gerne gestillt. Bis irgendwann endlich Schluß war. Und beim zweiten Kind, jetzt 9 Monate alt, lief alles anders. Das Mädchen kam zur Welt, saugte gleich – im Gegensatz zu seiner großen Schwester – an der Brust. Auch hier waren die ersten Wochen kein Kinderspiel, aber es lief deutlich besser und wir kamen immer besser klar.
    Wenn ich daran denke, wie sich beim ersten Kind alles, aber wirklich alles, nur ums Stillen und um das Gewicht des Kindes gedreht hat – ach herrjeh. War das mühsam und anstrengend.

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 11:18

      Das ist sehr schön zu lesen und macht unglaublichen Mut!

  • Reply
    Sartrellit
    27. April 2016 at 7:49

    ich finds voll schade, wenn die erste aufregende zeit mit baby dann von solchen erfahrungen überschattet wird. ich persönlich wusste schon in der schwangerschaft, dass ich nicht stillen werde, das hatte aber andere persönliche gründe. ich muss aber auch sagen, dass das stillen bei den wenigsten müttern, die ich im bekannten- und freundeskreis habe, völlig inkompliziert einfach ‚lief‘. wahrscheinlich tut der druck, den man sich selbst macht, dann noch sein übriges.
    generell bin ich irgendwie kein freund davon, geburt und stillen so zu romantisieren und als selbstverwirklichungstrip zu sehen (nicht auf dich bezogen, sondern im allgemeinen. du schreibst ja auch über das verklärte bild, das da oft vermittelt wird) und dann fertig mit der welt zu sein, weil irgendwas nicht so klappt, wie man sich vorgestellt, da steht man sich natürlich ein bisschen auch selber im weg. wobei die aussage nicht auf dinge wie gefahr für leib und leben von mutter und/oder des kindes o.ä. während der entbindung zu beziehen ist, ist klar!

    der rest ist glaub ich echt so’n gesellschaftsproblem. die junge mutter will alles perfekt machen: lächelnd gebären, direkt losstillen, nach drei tagen zu hause stehen und den haushalt wieder schmeißen. das baby ist immer ein sonnenschein und völlig entspannt – denn das ist man als mutter ja auch! dazu kommen dann grabenkämpfe unter müttern, die einem manchmal den atem rauben. ich hab das gefühl, da wird verurteilt ohne ende (was? dein baby schläft bei dir im bett? du bist verantwortungslos, das ist voll gefährlich! – was, dein baby schläft allein im eigenen bett? du bist ne herzlose rabenmutter! usw.). was soll das? vermutlich wären erstlingsmütter sich weniger unsicher, wenn nicht andere mütter ständig wüssten, wie man eigentlich alles viel besser machen würde.

    äh, ich glaub, ich hab irgendwann den faden verloren, deshalb beende ich das ganze hier und jetzt. liebe grüße!

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 11:18

      Ich konnte dem Faden noch sehr gut folgen 🙂 Danke für Deine offenen und ehrlichen Worte!

  • Reply
    Tine D.
    27. April 2016 at 8:15

    Auch ich kann deine Erfahrungen nachempfinden, denn bei mir klappte es auch von Anfang an nicht. Auch wir hatten zunächst noch zusätzlichen Stress, da wir etwas länger im Krankenhaus bleiben mussten, aber der eigentliche Grund war: es kam einfach zu wenig Milch aus den Brüsten. Das Stillen wurde zum reinen Stress: Kind vorher wiegen, anlegen, wickeln, 2. Brust anlegen, wieder wiegen, zufüttern mit der Flasche, da nicht genug rauskam und abpumpen, damit die Milchproduktion eventuell angekurbelt wird. Und kaum war man fertig, konnte man gefühlt wieder anfangen. Ich habe alle Tricks der Hebamme versucht, aber es wollte einfach nicht und das Kind tat mir einfach nur leid, da es meinen Stress ja mitbekommen hat. Nach 8 Wochen waren es über den ganzen Tag gesammelt nur 90ml Milch, die meine Brüste hergeben wollten und daher beendete ich diese ganze Aktion.
    Ab diesem Zeitpunkt konnten alle durchatmen. Kein ständiges Wiegen und Gewese rund um das Stillen. Einfaches Füttern mit der Flasche und alle sind entspannt. Ich empfand das Stillen einfach nur als Last. Natürlich war ich auch etwas enttäuscht, dass der Körper nicht so wollte, wie es die Natur eigentlich vorgesehen hat, aber rückblickend betrachtet, war mir unser entspannteres Zusammensein mit der Flasche wichtiger als der „Kampf“ um das natürliche Stillen an der Brust.
    Bei einem zweiten Kind würde ich direkt auf das Stillen verzichten und mich lieber auf das entspannte Füttern mit der Flasche konzentrieren. Noch einmal möchte ich das einfach nicht…

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 11:20

      Was für einem Stress man sich in der Zeit hingibt ist echt unglaublich. Denke ich heute an die ersten Wochen zurück, ist es nicht das gemeinsame Kuscheln und beschnuppern, sondern tatsächlich der Stillmarathon der mir als erstes in den Sinn kommt und das ist doch traurig… Ich wünschte es wäre anders gewesen.

  • Reply
    Silvia
    27. April 2016 at 9:07

    Ich habe das Stillen gehasst. Zu wenig Milch, zu große Schmerzen, Entzündung, Fieber und und und.
    Sollte es mit dem zweiten Kindern klappen, gibt es gleich Fläschchen. Den Streß möchte ich weder dem Kind noch mir antun.

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 11:33

      Ich würde es denke ich auch beim zweiten Kind noch einmal versuchen, aber früher einen Schlussstrich ziehen und nicht diese Qualen durchmachen… aber mal sehen wie ich darüber denke wenn es denn dann soweit ist.

  • Reply
    Caro
    27. April 2016 at 9:25

    Mir ging es zu hundert Prozent genau so wie du. Und ich ich hätte mich vielleicht nicht als Versagerin und schlechte Mutter gefühlt, wenn ich gewusst hätte, ich bin nicht alleine. Aber das Gefühl hat mich sicherlich eine Weile begleitet…

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 11:30

      Mich auch und ich bin sehr gespannt, wie ich damit umgehen werde, wenn eventuell das zweite Kind irgenwann einmal geplant ist…

  • Reply
    Talasia
    27. April 2016 at 12:09

    Auch wenn ich keine Kinder möchte, finde ich das sehr spannend zu lesen und ganz toll, dass du es geschrieben hast. Denn sowas habe ich bisher nur auf Blogs mitbekommen und finde es toll, dass da auch mal solche Themen angeschnitten werden, dass es eben nicht alles nur einfach und toll ist, sondern auch mal nicht so gut klappen kann. Das finde ich sehr wichtig!

    • Reply
      Kat
      27. April 2016 at 15:22

      Ich freue ich sehr zu lesen, dass Dir mein Artikel auch als „Außenstehende“, die sich mit dem Thema noch nicht befasst hat, gefallen hat. Das ist sehr motivierend 🙂

  • Reply
    OktoberKind
    2. Mai 2016 at 19:07

    Bei mir lief zwar die Geburt super und ich war sofort wieder fit wie ein Turnschuh, aber bei uns haben sich nach ein paar Wochen die Stillschwierigkeiten eingestellt – Kind hat zu wenig zu genommen, weil zu wenig getrunken, also zusätzlich abpumpen, und weil das auch nichts gebracht hat, zusätzlich Pre-Nahrung geben. Nach 2 Monaten wollte das Kind dank Saugverwirrung gar nicht mehr an die Brust und die Schreierei beim Anblick des Stillkissens ging wirklich an die Substanz. Nach 4 Monaten habe ich dann mit dem Abpumpen aufgehört, weil die Menge kaum noch messbar war.
    Ich kenne genauso viele Frauen, bei denen das problemfrei mit dem Stillen klappte wie welche, bei denen es gar nicht ging und wusste schon, dass es schwierig werden könnte. Hilft einem in der Situation dann aber auch nicht^^. Das ätzende ist, dass dir jeder einbläut, dass Stillen das Nonplusultra ist und du deinem Kind das Leben versaust, wenn du die Flasche gibst. Auch wenn man sich dagegen wehrt, bleibt ein schlechtes Gefühl dabei.

    Ich finde es toll, dass du das mal thematisiert hast!
    Alles Gute für euch drei!

    LG, OktoberKind 🙂

    • Reply
      Kat
      2. Mai 2016 at 21:21

      Genau diese Meinugen von Außen, auf die man sich in solch verletzlichen Momenten doch nur allzuoft verlässt, sind immer so blauäugig. Wenn Dich eine Mutter belächelnd anschaut, weil das Stillen bei einem selbst eben nicht klappt, fühlt man sich doch einfach wieder größte Versager. Hebammen, krankenschwestern, andere Junge Mütter bei denen das Stillen problemlos klappt(e), natürlich freue ich mich unglaublich für diese Frauen. Aber meine eigene Erfahrung hat meinen Horizont sehr erweitert, und das sollte man auch offentlich machen, damit wir uns eben nicht schlecht fühlen, wenn es nicht direkt oder auch im späteren Verlauf perfekt klappt.

  • Reply
    Cherry
    13. Mai 2016 at 11:03

    Ein toll geschriebener Artikel! Das macht mir Mut, sollte es dann doch nicht mit dem Stillen klappen.

    • Reply
      Kat
      16. Mai 2016 at 20:15

      Man darf sich disem Druck einfach nicht unterwerfen! Ich denke das sehr viele Mamas es für absolut wichtig empfinden ihrem Baby die Brust zu geben, aber dieser Druck dahinter kann leider vieles Kaputt machen…

      Ich wünsche Dir alles Gute 🙂

  • Reply
    Gedanken | Lasst uns übers Stillen reden... | Shades of Nature
    25. Juli 2017 at 20:54

    […] Wer meinen Blog schon einige Zeit liest, weiß dass es nicht das erste Mal ist dass ich das Stillen … Vor zwei Jahren bei Felix ist  im Grunde alles schief gelaufen was nur schief laufen konnte, was letztendlich nach nur wenigen Wochen zum radikalen abstillen auf ärztliches Anraten hin führte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich damals mitunter deswegen gerade so an einer schlimmen Wochenbett Depression vorbei geschrappt bin. […]

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