Baby Familie Gedanken

Kolumne | Und plötzlich war der Käfer tot…

Es geschah gestern bei einem üblichen nachmittags Spaziergang. Jeder Grashalm, jedes Steinchen und natürlich auch jeder Käfer wurde genaustens inspiziert. Plötzlich krabbelte ein großer schwarzer Käfer vor uns über die Straße, wir gingen in die Hocke und beobachteten ihn aus sicherem Abstand. Es lag Respekt in der Luft, ich wurde vorgeschickt, sollte den Käfer anfassen „Mama ei!“. Ich wollte den Käfer nicht streicheln, gab Felix aber zu verstehen dass er den Käfer gerne ganz vorsichtig anfassen darf, er aber lieb sein muss, weil der Käfer ja ganz klein sein. Felix traute sich nicht ihn anzufassen, beobachte ihn einfach bloß ganz gebannt weiter. Irgendwann stand er aus der Hocke auf, ich erhob mich ebenfalls und dachte wir gehen nun weiter. Doch dann hob Felix plötzlich völlig unvermittelt aber total zielgerichtet seinen Fuß und trat mit voller Wucht auf den Käfer. Es machte laut knack und plötzlich war der Käfer tot.

Es machte laut knack und plötzlich war der Käfer tot.

Ich war entsetzt, merkte wie mir der Mund offen stehen blieb, die Situation machte mich im ersten Moment absolut sprachlos. Felix zeigte recht unberührt auf den Käfermatsch am Boden. Ich glaube er konnte einfach absolut nichts mit der Tatsache anfangen, dass der Käfer nun unbeweglich und ziemlich zermatscht am Boden lag. Ich schaute zu meiner Mama, ihr Blick war eine Mischung aus Entsetzen, Ungläubigkeit, aber auch ein wenig Belustigung schwang mit. Ich suchte mütterlichen Rat, was sagt man in so einer Situation? Auch meiner Mama fehlten die Worte. Intuitiv sagte ich natürlich dass man so etwas nicht macht, sagte Felix dass der Käfer nun Tod sei und erklärte das Wort damit, dass der Käfer jetzt ganz schlimm Aua hat. Mhhh… Etwas besseres viel mir auf die Schnelle einfach nicht ein, zufrieden war ich damit aber nicht. Ich sprach es tatsächlich laut aus, „Was sagt man in so einer Situation?“. Oder reagierte ich vielleicht über? Felix war es sicherlich nicht bewusst was er da getan hatte, aber innerlich wünschte ich mir, dass er intuitiv diesen Respekt vor einem Lebewesen gehabt hätte. Auch wenn es „nur“ ein Käfer ist, man tritt nicht auf andere. Andererseits war ihm die Schwere eines Handelns sicherlich nicht klar, kann er denn schon wissen, dass er mit seinem Fuß so viel Kraft hat, beziehungsweise das ein Käfer einem ordentlichen Tritt nicht stand hält? Mich beschäftigte die Situation.

Wir liefen weiter, ließen den toten Käfer hinter uns auf der Straße zurück. Nach einigen Metern an meiner Hand drehte Felix sich wieder um, zeigte dahin wo der Käfer lag. Ganz so egal wie es schien war er ihm also anscheinend doch nicht, Interesse war immer noch da. Während des Spaziergangs drehte er sich noch zwei weitere Male um und zeigte zurück, zurück zum toten Käfer und ich fragte mich immer noch, wie reagiert man als Mama richtig in einer solchen Situation? Ich weiß es nicht…

Merken

Merken

Merken

Weitere spannende Artikel

8 Kommentare

  • Reply
    Vicky
    28. Juni 2016 at 11:40

    Oh je ich hätte sicherlich genauso reagiert und ihm gesagt dass man so etwas nicht macht…Aber wirklich nicht einfach 🙁

  • Reply
    Andrea
    28. Juni 2016 at 22:47

    Vielleicht hättet ihr den Käfer begraben können um es ihm begreiflich zu machen? I ch kann total verstehen dass ihr da sprachlos wart.

    Liebe Grüße Andrea

  • Reply
    Katja O.
    28. Juni 2016 at 22:53

    Schwierig… Ich hätte wahrscheinlich genauso reagiert wie du, und ihm gesagt, dass man das nicht macht, weil…
    Aber das wird mit dem Alter…und dann ist er in einer Phase, dass er weint, weil eine Fliege stirbt. So geschehen letztes Jahr bei meinem Sohn. 😉
    Liebe Grüße!
    Katja O.

  • Reply
    Anja
    29. Juni 2016 at 22:07

    Ich hab genau die gleiche Situation erlebt wie du. Danach habe ich versucht, meinem Sohn zu erklären, dass der Käfer genau so fühlt wie er selber. Und was er denken würde, wenn da jemand so grosses kommt und einfach auf ihn drauf tritt. Dass man als ‚grosser‘ Mensch die Verantwortung hat, zu den kleinen Sorge zu tragen.
    Aber wie viel davon bei ihm angekommen ist, weiss ich auch nicht. Und vielleicht bin ich auch nicht konsequent genug. Schlägt er nämlich eine Fliege tot, dann lobe ich ihn dafür 😉

    • Reply
      Kat
      30. Juni 2016 at 11:01

      Manchmal denke ich Felix versteht schon recht viel was ich ihm erkläre und dann wiederrum denke ich er ist ja noch so klein… Es ist in diesem Alter echt schwierig da die richtige Erklräung zu finden. Und wie Du dann schon sagst, oft fehlt dann halt auch die Konsequenz, wieso ist es beim Käfer böse und bei der Mücke dann gegebenenfalls ok. Ein echt schwieriges Thema.

  • Reply
    Lena
    30. Juni 2016 at 17:31

    Ich bin ja Erzieherin und erlebe das mit unseren Krippies auch gerne mal draußen. Ich versuche dann auch zu erklären, dass es dem Tier weh tut und frage nach dem Warum. Ich sage meistens, dass das Tier halt hier draußen lebt und sie es einfach in lassen sollen bzw. nur beobachten sollen. Ich finde, dieser grundsätzliche Respekt vor Lebewesen kann ruhig schon früh gelernt werden. Sicher verstehen die Kleinen nicht immer alles, aber wenn man bei dieser Haltung bleibt, verinnerlicht es sich irgendwann, denke ich. lg

    • Reply
      Kat
      30. Juni 2016 at 20:27

      Danke für Deine lieben Worte! Ich denke auch, es kommt einfach viel darauf an wie man es eben als Erwachsener auch vorlebt.

      • Reply
        Lena
        2. Juli 2016 at 21:42

        Ja, ganz genau, das denke ich auch! Lg

Sag was dazu!