Familie Gedanken

Bedürfnissorientiert Leben | Habe ich etwa einen Erziehungsstil?

Bild by lichtundlie.be

Mein „großes“ Kind braucht mich momentan mehr denn je. Oder nein, eigentlich ist das falsch, denn er kann ja seiner Meinung nach schon alles – ein Hoch auf die Autonomiephase.

Wenn der Tag schon mit einem falschen T-Shirt beginnt, kann es bei uns zur Zeit spannend werden. Felix ist nun 2 3/4 und steckt merklich mitten in der Trotzphase. Trotzphase, ein Wort dass ich so eigentlich gar nicht gerne mag. Es klingt so abwertend, als würden unsere kleinen „Wutbürger“ alles dafür geben uns das Leben schwer zu machen. Tun sie im Grunde ja auch, aber eben nicht unbedingt mit voller Absicht aus Trotz.

In Watte gepackt die Welt entdecken – das funktioniert einfach nicht.

Man muss sich einmal vorstellen was in so einem kleine Kopf alles vor sich geht. 1000 Fragen beschäftigen einen, man ist wissbegierig, für viele Dinge fehlen einem vielleicht noch die Worte und jeder von uns weiß, wie nervig das ist wenn man etwas auf der Zunge liegen hat, aber einfach nicht darauf kommt wie es heißt. Das treibt mich persönlich auch in den Wahnsinn. Dann darf man plötzlich in den Kindergarten, die erste Abnabelung findet statt, plötzlich ist da noch ein Geschwisterkind und man wird ein kleinwenig entthront. Alles wird etwas selbstständiger, man will lernen, kann schon Vieles, denk bei noch viel mehr Dingen man könnte es schon und wir Eltern wollen unsere „Babys“ doch eigentlich nur beschützen. In Watte gepackt die Welt entdecken – das funktioniert einfach nicht.

Diese ganzen Konflikte führen ab und an zu einer Wut die selbstverständlich ein Ventil braucht. Ist das dann Trotz? Wenn ich es mir ganz bewusst vor Augen führe, nein, ist es natürlich nicht. Es ist einfach die Entwicklungsphase die er gerade durchmacht. Aber verdammt nochmal, ich brauche ab und an auch ein Ventil! Ich will auch trotzen, würde am liebsten manchmal genauso rotzfrech zurück spucken oder mich vor lauter Verzweiflung auf  den Boden schmeißen!

Aber nein, wir atmen tief ein und aus, gehen im Kopf unserem Mantra durch. Er meint es nicht so, gib deinem Kind Geborgenheit, frag ihn warum die Wut ihn gerade so packt, biete im ein anderes Ventil, wie zum Beispiel die Wut herausquetschen, indem man die Mama ganz fest drückt… und trotzdem, es ist und bleibt momentan unglaublich schwierig und er tut mir dabei auch ganz oft leid. Dann frage ich mich, liegt es an mir? Verlange ich zu viel von diesem kleinen Menschenkind? Bestimmt ab und an. Wie oft muss er am Tag hören „warte kurz ich muss nur noch schnell stillen / wickeln / Emil zum schlafen legen…“. Aber hej, er ist zwei Jahre alt! Natürlich darf er da auch mal die Geduld verlieren!

Trotzdem, es beschäftigt mich, ich hätte gerne wieder mehr Tage voller Friede, Freude, Eierkuchen. Ich will nicht so oft nein sagen müssen, so oft schimpfen, bitten, mich wiederholen… So studiere ich also weiter mein aktuelles Lieblingsbuch (Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen), tausche mich mit andern Eltern aus und sehe, dass nicht nur unser „Baby“ zum Wutbürger wird und das tut gut zu wissen nicht alleine mit dieser Herausforderung dazustehen.

Umso mehr ich mich also mit der Thematik beschäftige, umso mehr merke ich, dass ich tatsächlich ganz unterbewusst einen Erziehungstil entwickelt habe. Ja ich glaube man kann mich in die Kategorie geborgen wachsen – bedürfnisorientiert handeln stecken. Aber das heißt nun mal, dass ebenso meine Bedürfnisse gestillt werden wollen und nicht nur Prinz Dreikäsehoch alles bekommt was ihm just vorschwebt. Und auch wenn der Weg momentan meist steinig ist und über Umwege führt, irgendwie finden wir doch immer gemeinsam ans Ziel. Oder um es mit den Worten eines zeitgenösischen Gefährten zu sagen: „Können wir das schaffen?! Jo, wir schaffen das!“

Wie meistert ihr euren Alltag mit einem „trotzigem“ Kleinkind. Habt ihr Tipps und Tricks für ein harmonisches Zusammenleben?

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