Food Gedanken

GEDANKEN | Die 7 Fruchtzwerge im Bärchenwurst Wald

Einkaufen mit Kind:  ein wahrer Supermarkt-Spießroutenlauf

Ist euch schon mal aufgefallen, dass Fruchtzwerge, Bärchenwurst & Co. immer auf Augenhöhe der Kinder stehen? Diese ganzen Ferdi Fuchs und Paulas sind mir, bevor ich selbst mit einem Kleinkind den Einkauf erledigt habe, selbst gar nicht erst in Erscheinung getreten. Ganz einfach deswegen, weil die Produkte nicht an mich adressiert sind, sondern der „Point of Sale“ ganz klar an die Kleinen ausgerichtet ist. Perfekt im Regal arrangiert, so dass die Kids das Objekt der Begierde im Vorbeilaufen sehen, sich noch nicht mal strecken müssen und ganz einfach das ins Auge gefasste Produkt aus dem Regal herausziehen können. Selbstverständlich um es dann stolz wie Bolle zu Mamas Einkaufswagen zu tragen und im bestmöglichsten Fall sogar noch voller Vorfreude zu fragen: „Mama darf ich das kaufen?!„. Tja, aber jetzt kommt´s, Auftritt „Mama Spaßbremse“. Denn ich möchte keine Bärchenwurst kaufen! Ich weiß wie die Wurst in ihrem ersten Leben einmal wirklich aussah. Und es war kein süßes Bärchen, welches mich schelmisch grinsend anschaut! Es war meist ein Schwein, ein Tier, dass dafür gelebt hat einmal als Wurst zu enden. Dieses Schwein ist für uns gestorben, damit wir sein Fleisch essen können. Und wenn wir das schon machen, dann doch bitte mit Respekt und nicht als veralberter Aufschnitt, verschiedenfarbig fleischfarben als Gesicht zusammengepresst.

Die lila Kuh macht muh!

Wenn ich Artikel darüber lese, dass es tatsächlich Kinder geben soll, die der Meinung sind, Kühe seien lila, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Das Phänomen trat schon Mitte der 1990er-Jahre in Bayern auf, in einer Region in der bekanntlich viele wunderschöne Rindviehcher auf saftig grünen Wiesen stehen. Aber selbst hier wählten bei einem Malwettbewerb mit 40.000 Teilnehmern 30 Prozent der Kinder die Farbe Lila für das Ausmalen einer Kuh. Der Mhytos, dass die Kinder tatsächlich glauben Kühe seinen wirklich lila, stimmt natürlich nicht. Soziologen haben mittlerweile bestätigt dass die Kids wohl zur Farbe Lila gegriffen haben, weil sie die lilafarbene Kuh mit etwas Schönem, nämlich der leckeren Schokolade in Verbindung bringen. Die große Bekanntheit der Lila-Kuh aus der Schokoladenwerbung ist damit aber dennoch bewiesen – gut gemacht Werbeindustrie!

Seit meiner eigene Kindheit ist gefühlt der Markt für „Kinderprodukte“ nahezu explodiert. Mir fallen auf Anhieb mindestens fünf, wenn nicht noch mehr Lebensmittel ein, die eine verniedlichte Optik haben, umso explizit Kinder anzusprechen. Leider handelt es sich dabei in aller Regel meist um Lebensmitten, die zum einem bei weitem teurer sind als die „normalen“ Produkte und zum anderen oftmals dabei auch noch ungesünder. Nur zwei Regalreihen höher steht meist ein ähnliches, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch gesünderes Lebensmittel. Nur eben nicht so bunt und verspielt, und eben auch nicht auf Augenhöhe der Kinder.

Ich bin die Rabenmutter, die keine Bärchenwurst kauft.

Ich weigere mich Bärchenwurst & Co zu kaufen. Aber ich verstehe auch mein Kind. Mama, das hat der Moritz immer im Kindergarten dabei, das schmeckt soooo lecker, darf ich das auch mal haben? Und und die Ayla hat immer den Jogurt mit der Prinzessin drauf.“ Ich, die allem Anschein nach hinterm Mond lebende Mama, kontere dann immer mit der völlig unwissenden Frage, wie Eisprinzessin denn schmeckt und ob man die überhaupt essen darf, woraufhin ich meist einen sehr verdutzten Blick kassiere.

Überspitzt gesagt, wenn in der Getränkeabteilung eine wunderbar bunt aufgemacht Flasche Bier stehen würde, auf der kleine spaßige Comic Bienchen glücklich im Hopfenfeld umher summen und in kindlicher Schrift darauf prangert „Leckeres und gesundes Malzgetränk“, würdet ihr euren Kindern, wenn sie euch auch noch so sehr darum bitten, doch auch kein Alkohol kaufen. Nur weil die Aufmachung passt und eure Kind es haben will, oder etwa doch?

Aber zurück zum Joghurt, na klar darf mein Kind sich auch einen Jogurt aus dem Kühlregal aussuchen! Aber eben etwas dass dem entspricht, was ich meinem Sprössling gerne zum Essen geben möchte. Und nein, Fruchtzwerge („Der wertvolle Snack für Kinder“) als gesunde kleine Zwischenmahlzeit, egal ob als Joguhrt oder jetzt im Sommer im Eisformat zählt für mich definitiv nicht dazu.

Aber die sind doch gar nicht so schlimm, höre ich jetzt wieder einige Stimmen aus dem Off. Alles Ansichtssache. Zwar verzichtet Danone bei den Fruchtzwergen tatsächlich auf Kristallzucker, jedoch besteht auch Traubenfruchtsüße aus Glukose und Fruktose und hat in etwa den gleichen Brennwert. Unterm Strich: Zucker bleibt Zucker. Und dieser Fruchtzucker kommt nicht etwa zustande weil in der Quarkzubereitung sehr süße Früchte diesen tollen Geschmack verleihen. Denn wenn man mal genauer hinschaut, dann ist der Fruchtanteil der Fruchtzwerge ganz schön traurig. Gerade einmal 6% (Quelle) befindet sich in so einem kleinen Minibecher. Was ist das? Eine halbe Blaubeere?

Dann doch lieber einen langweilig aufgemachter Fruchtquark mit wenig Zuckeranteil oder einen Naturjoghurt. Denn letztendlich ist es mir schon des Öfteren passiert, wenn ich dann doch einmal etwas „ausgefalleneres“ hole, wird es dann zwar freudig geöffnet (eben weil die Verpackung so schön bunt ist) der Inhalt und sein Geschmackserlebnis lässt dann aber wohl doch zu wünschen übrig und wird daher meist verschmäht. Wenn man leckeren cremigen griechischen Joghurt mit frischen Erdbeeren gewöhnt ist, schmiert so ein eingefärbtes Beerenjoghurt Erlebnis mit 0,1% Frucht natürlich geschmacklich vollkommen ab, oder was meint ihr.

Warum Die Maus es besser macht als Biene Maja, Wicki und & Co.

Biene Maja und Wicki sind im übrigen besonders „dick“ im Geschäft. Die beiden Figuren, die selbst wir Eltern noch aus Kindertagen kennen (dann kann es ja gar nicht so schlimm sein, oder etwa doch?) prangen auf zahlreichen Produkten – von Fruchtgummis und Bonbons, über salzige Wurst bis hin zu Chips. Dahingegen ist „Die Maus“ den Anderen weit voraus. Die Hauptfigur der beliebten Kinderserie des WDR „Die Sendung mit der Maus“ soll ab 2017 fast ausschließlich für Lebensmittel stehen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesund eingestuft werden. Nur Produkte, die für besondere Anlässe wie Weihnachten produziert werden, sollen von dieser Regelung ausgenommen werden. (Quelle Foodwatch)

Die sieben Fruchtzwerge können von mir aus gerne im Bärchenwurstwald verrotten. Soll sie doch die böse Hexe holen!

Eine Foodwatch-Studie zeigt: Die meisten Lebensmittel für Kinder gelten nach den Kriterien der WHO als ungesund. Entweder sind sie zu süß oder zu fettig. Trotzdem werden sie stark beworben. Die 2007 eingeführte freiwillige Selbstbeschränkung der Industrie beim Marketing, welches sich gezielt an Kinder richtet ist ein Witz. Das fängt ja schon beim löslichen Babytee an der zu 98% aus Zucker besteht. Die Organistion Foodwatch fordert schon seit Jahren eine strikte Werbebeschränkung von Kinderlebensmitteln:

Die Politik darf nicht länger zusehen, wie die Lebensmittelindustrie mit ihren Marketing-Methoden zur grassierenden Fehlernährung der Kinder beiträgt. Zahlreiche medizinische Fachgesellschaften bis hin zur Weltgesundheitsorganisation WHO fordern: Nur für gesunde Lebensmittel sollte an Kinder gerichtetes Marketing erlaubt sein. Die WHO hat für solche Werbebeschränkungen sogar ein detailliertes Nährwert-Modell vorgelegt. Die Bundesregierung muss das endlich umsetzen! 

Sehr interessant hierzu auch zu lesen, ist der schon 2012 erschienen Foodwatch Report „Kinder kaufen – Wie die Lebensmittelindustrie Kinder zur falschen Ernährung verführt, Eltern täuscht und die Verantwortung abschiebt.“.

Wie seht ihr das Ganze? Findet ihr das Thema auch so wichtig und seid genervt von unnötigen Trotzanfällen an der Supermarktkasse, weil Wicki vom nächstenbesten „Süßkram“ mal wieder laut „Nimm mich mit!“ schreit? Oder ist euch die ganze Sache „Werbebeschränkung von Kinderlebensmitteln“ relativ schnuppe? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung zu diesem Thema!

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