Familie Gedanken

Ein Kind, ist kein Kind | Der Spagat zwischen Mamaliebe und völligem Wahnsinn

„Ein Kind ist kein Kind“ wie oft habe ich innerlich mit den Augen gerollt wenn mir gestresste zwei- oder mehrfach Mamis mit diesem Satz kamen. Ein Kind ist kein Kind. Von wegen! Wissen die nicht wie anstrengend mein Alltag mit (nur) einem Baby, beziehungsweise Kleinkind ist. Wie ich ackere um allem gerecht zu werden. Ein Kind mehr oder weniger, dass ist doch dann echt egal, so heftig kann das ja bitte nicht sein. Das Zweite läuft doch sowieso einfach irgendwie nebenher…

Der Spagat zwischen Mamaliebe und völligem Wahnsinn

Herrje, war ich so unwissend. Vielleicht sogar ein wenig arrogant. Das weiß ich jetzt. Für mich war schon immer klar dass ich (mindestens) zwei Kinder haben werde. Denn auch von der anderen Seite des Tellerrands betrachtet, war für mich immer ein Kind gleich kein Kind. Überspitzt gesagt: Ich wollte dass mein Großer Bub ein Geschwisterchen bekommt. Erst mit zwei Nachkömmlingen wurde für mich dieses ganze Familiending rund. Nach nun einem Jahr als Mama von zwei ziemlich pfiffigen Jungs, denke ich oft an die Zeit zurück als es nur den einen kleinen Kerl gab. Wie Felix sein Alleinzeit als Baby und Kleinkind mit mir verbringen durfte. 2,5 Jahre, die rückblickend betrachtet ganz anderes waren als die letzten 14 Monate – ruhiger, ausgegelichener und dennoch haben sie mich definitiv gefordert. Denn natürlich ist die Umstellung von keinem Kind zu einem Kind im Alltag vehement. Das Leben stellt sich quasi komplett auf den Kopf, es verändert sich alles. Ich empfand es also auch damals mit „nur“ einem Kind oft anstrengend – logisch ist es ja auch. Den häufig gebrachten Satz der Mehrfachmamis „Mit einem Kind ist doch alles noch vollkommen entspannt“  konnte ich damals also nun mit einem innerlichen Augenrollen abtuen.

Erst jetzt nach etwas mehr als einem Jahr als Zweifach-Mama verstehe ich euch Mütter da draußen. Die Mamas die sich um mehr als nur ein Knirps kümmern. Heute weiß ich was ihr mit euren leicht weisen herablächelnden Sätzen gemeint habt. Man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Und ja ich gebe es zu, rückblickend gesehen fühlt es sich tatsächlich so an, als sei ein Kind ist kein Kind.

Ein Kind + Ein Kind = Hey Ho let´s go!

Zwar läuft der zweite Spross gerade in den ersten Wochen wirklich ein wenig nebenher, oder besser gesagt, die Hormone regeln das schon. Wochenbett juchhey, wir gleiten in den Tag hinein und das Würmchen pennt sowieso die meiste Zeit. Ich war erstaunt wie easy das ganze zweifach Muddi Ding in den ersten Wochen lief. Beim zweiten Baby war ich schon angekommen in meiner Mutterrolle, ich musste nun nur noch ein wenig Platz für das zweite Kind schaffen. Wir schieben also den mittlerweile wiedergewonnenen Schlaf pünktlich mit der Ankunft des Minis wieder ein wenig nach rechts und diese regelmäßigen kleinen Freizeitpausen ein Stückchen nach links. Und siehe da, schon ist Platz für das zweite Kind. Und dann wird das kleine verschlafene Baby größer, beginnt sich doch tatsächlich aus eigenem Antrieb zu bewegen, krabbelt, klettert und kollidiert ab und an mit Kind N°1 – dem enthronten Spross der auch nicht gerade immer Bock auf das plärrende Balg hat, welches ihm unerhörter weise seine Mama vollkommen in Beschlag nimmt. Spätestens jedoch aber nach (bei uns) knapp 12 Monaten, als Emil zu laufen begann, war es vorbei mit der Ruhe. Kind Nummer 1 nach links, Kind Nummer 2 nach recht – hey ho let´s go!

Sonnenblume

Ich erinnere mich zwar nur noch vage daran, aber sowas wie „Frei“zeit gab es damals mit nur einem Kind definitiv. Und auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht bewusst wahr genommen habe, gab es diese Zeitfenster der Ruheoasen. Mittagsschlafpausen die ich nutzen konnte, freie Vormittage in den wenigen Monaten in denen Felix vor Emils Geburt schon im Kindergarten war. Stunden in denen gemeinsam mit dem Papa gespielt wurden. Nachmittage an denen der Große mit dem Opa Ausflüge auf den Spielplatz machte oder gar ganze Wochenenden an denen er bei der Oma übernachtete. Rückblickend betrachtet klingt das nach jeder Menge Freizeit für mich! Denn wenn der Große jetzt im Kindergarten ist, mag der Kleine Mann beschäftigt werden. Wenn der Mini Mittagsschlaf halten möchte, mag der große Abenteuer erleben. Wenn einer der Jungs mit Papa spielt, will es der andere auch und letztendlich sitzen wir dann zu viert auf dem Boden und stapeln Holzklötze und versuchen oftmals einen drohenden Bauherrenstreit zu schlichten. Emil alleine zu Oma oder Opa, nicht undenkbar, aber zur Zeit einfach nicht machbar. Zu sehr Mamakind, zu sehr brustverliebt.

Geschwister

Wie sagte einst unser Kinderarzt zu mir:

„Auch wenn sie jetzt zwei Kinder haben, können Sie sich nicht zweiteilen. Das müssen Sie lernen, das müssen die Kinder lernen, das muss ihr Umfeld lernen.“

Wie recht er doch hat. Und dennoch versucht man es, schiebt den Schlaf noch ein wenig mehr zur Seite, packt die „MeTime“ erstmal in Kisten, klebt diese ordentlich zu und holt sie wohl besser erst in ein paar Wochen oder gar Monaten wieder hervor. Haushalt?! Arbeit?“ Alles zur seiner Zeit. Oder besser gesagt zur der Zeit, die früher den Titel FreiZeit trug.

Soll dieser Artikel etwa so negativ klingend enden? Ganz und gar nicht! Vertreibt den bitterten Beigeschmack einfach ganz schnell wieder mit jeder Menge zuckersüßem Geschwisterplüsch. Denn diesen gibt es hier in sonnigen Momenten selbstverständlich auch. Um es abschließend noch einmal zu sagen: Ein Kind ist kein Kind. Zu sehen wie sehr die zwei Jungs miteinander aufdrehen, Blödsinn anstellen, gemeinsam spielen, knutschen und kuscheln zeigt einem: alles richtig gemacht!

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4 Kommentare

  • Reply
    Steffi
    12. August 2018 at 12:31

    Ich bin deinem Blog lange gefolgt, aber nach diesem Beitrag werde ich dir zukünftig nicht mehr folgen. Mag sein, dass das dies deine Sicht der Dinge ist, aber es entspricht gar nicht meiner. Ich akzeptiere deine Meinung, muss mir zukünftig aber dann nicht mehr zwingend deine Ansichten durchlesen.
    Das ist so typisch Mutter: hast du kein Kind, kannst du nicht mitreden, weil du keins hast. Hast du ein Kind, kannst du nicht mitreden, weil du nur eins hast usw.
    Diese Einstellung hat mich immer schon gestört.

    • Reply
      Kat
      12. August 2018 at 13:06

      Das finde ich wirklich sehr schade zu lesen! Hast du dir den Artikel denn durch gelesen? Denn im Grunde geht es doch genau darum! Das ich es selbst nie nachvollziehen konnte, dass mich dieser Satz wahnsinnig gemacht hat, dass ich selbst mit einem Kind ab und an an den Rande des Wahnsinns gestoßen bin. Und jetzt erleben ich das Ganze eben für mich mal zwei, und merke ganz persönlich das – auch wenn es mit nur einem Kind für mich schon ab und an herausfordernd war – es nun mit zwei nochmal ganz anders abläuft. Das ist mein persönliches Fazit nach einem Jahr als Mama von Zwei. Ich stelle hier absolut keine Mamas vor den Pranger die „nur“ ein Kind haben. Ich hatte eigentlich gehofft dass das im Artikel deutlich hervorgehoben ist… Schade.

  • Reply
    ennA AnneennAennA
    12. August 2018 at 15:12

    Ich kann mich zu 100% in diesem Artikel wieder finden… Was habe ich tief ein- und ausatmen müssen wenn mich eine Mehrfachmutti milde lächelnd angeguckt hat, wenn ich auf die Frage hin ob es mein erstes Kind sei, stolz genickt habe. Furchtbar fand ich das… Heute mit 2 Kindern muss ich mich immer wieder daran erinnern und versuche dieses milde ‚du hast ja keine Ahnung‘ Lächeln zu unterdrücken…
    Aber wie du auch schreibst, es ist wirklich toll mit zweien, egal ob anstrengender oder nicht. Ich finde es toll zu wissen, dass die beiden sich immer haben werden

  • Reply
    anaJnnA
    12. August 2018 at 15:48

    Ja, so wie du schreibst ging es mir auch. Aber über den Artikel hinaus, wir werden den Erfahrungen der Mehrfachmuttis immer eine Phase hinterher hinken. Jetzt verstehe ich zwar die weiße herablächelnden Sätze zur Baby Zeit, aber die Phrasen ala warte erst mal wie das in der Schule/Pubertät wird, nerven mich jetzt schon.:-)

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